Augendienerei: Was ist es und wie vermeide ich sie?
Augendienerei – ein Begriff, der im religiösen und spirituellen Kontext oft verwendet wird, aber was bedeutet er genau?
In diesem Blogbeitrag möchte ich tiefer in die Bedeutung der Augendienerei eintauchen, ihre Relevanz in verschiedenen Religionen erörtern und vor allem wertvolle Tipps geben, wie wir uns als gläubige Menschen davor schützen können.
Was ist Augendienerei?
Augendienerei bezieht sich auf das Verhalten einer Person, die nur dann gewissenhaft arbeitet oder sich gut verhält, wenn sie von anderen beobachtet wird. In Abwesenheit von Zuschauern verhält sich diese Person oft anders – nachlässig, egoistisch oder ohne echte Überzeugung. Augendienerei ist eng mit Heuchelei verbunden, weil das, was gezeigt wird, nicht das wahre Ich der Person widerspiegelt.
Im religiösen Kontext bedeutet Augendienerei, dass jemand religiöse Handlungen (z. B. Gebete, Spenden oder andere gute Taten) nur deshalb ausführt, um von anderen bewundert oder respektiert zu werden, anstatt aus aufrichtiger Hingabe zu Gott. Das zentrale Problem hierbei ist der Fokus auf das eigene Ego und die Anerkennung durch Menschen, anstatt durch Gott.
Beispiele für Augendienerei
• Gebet in der Öffentlichkeit: Jemand betet besonders auffällig in der Moschee oder Kirche, aber nur, um von anderen als fromm wahrgenommen zu werden. Allein betet die Person nicht mit derselben Hingabe oder betet gar nicht.
• Spenden für die Öffentlichkeit: Eine großzügige Spende wird gemacht, aber nicht aus Mitgefühl oder Nächstenliebe, sondern um Lob und Anerkennung von anderen zu erlangen.
• Gutes Verhalten nur in Anwesenheit anderer: Man ist höflich und freundlich, solange andere zuschauen, aber in Abwesenheit von Zeugen verhält man sich egoistisch und verletzend.
Augendienerei im Islam und anderen Religionen
Im Islam wird Augendienerei (arabisch: Riya') als eine der gefährlichsten Formen des Verhaltens angesehen. Sie zählt zu den großen Sünden, weil sie den Kern der Aufrichtigkeit zerstört, die für jede religiöse Handlung erforderlich ist.
Ein bekanntes Hadith des Propheten Muhammad (Frieden sei mit ihm) besagt:
„Die kleinste Menge von Riya' (Augendienerei) ist wie Götzendienst.“
(Anmerkung Information: Götzendienst ist die schwerste Sünde im Islam)
Das zeigt die Schwere dieser Tat. Das Ziel jedes Gläubigen sollte es sein, Gottes Wohlgefallen zu suchen, nicht das Lob der Menschen.
Auch in anderen Religionen wird Augendienerei verurteilt:
• Christentum: In der Bibel (Matthäus 6:1-4) warnt Jesus davor, Werke der Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden. Die Motivation sollte nicht darin liegen, Ruhm und Anerkennung von Menschen zu erhalten, sondern das Richtige vor Gott zu tun.
• Hinduismus und Buddhismus: Auch in diesen Religionen wird die Aufrichtigkeit im spirituellen Leben betont. Karma (Handlung) sollte aus reinem Herzen und ohne Egoismus erfolgen, um Erleuchtung zu erlangen und nicht aus eigennützigen Motiven.
Warum machen Menschen Augendienerei?
Menschen neigen aus verschiedenen Gründen zur Augendienerei. Einige der häufigsten Ursachen sind:
1. Anerkennung und Lob: Viele sehnen sich danach, von ihren Mitmenschen als fromm oder tugendhaft angesehen zu werden. Das Lob der anderen kann eine egozentrische Motivation sein.
2. Sozialer Druck: In Gemeinschaften, in denen Religion eine zentrale Rolle spielt, fühlen sich manche Menschen gezwungen, ihre Frömmigkeit zu demonstrieren, um sozial akzeptiert zu werden.
3. Unsicherheit und geringes Selbstwertgefühl: Wer sich unsicher fühlt, sucht oft nach äußerer Bestätigung, um sich wertvoll und anerkannt zu fühlen.
Wie verhalte ich mich richtig als Gläubiger?
Als gläubiger Mensch ist es wichtig, sich stets der Gefahr der Augendienerei bewusst zu sein und sich ihr aktiv entgegenzustellen. Einige wertvolle Ratschläge sind:
1. Aufrichtigkeit prüfen: Vor jeder religiösen Handlung solltest du deine Absichten hinterfragen. Tust du dies für das Wohlgefallen Gottes oder, um Anerkennung zu erlangen?
2. Demut kultivieren: Wahre Frömmigkeit kommt aus dem Herzen. Eine demütige Haltung bedeutet, Gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung oder Anerkennung zu erwarten.
3. Verborgene Taten praktizieren: Versuche, Taten des Glaubens im Verborgenen zu tun. Ein Gebet in Einsamkeit oder eine anonyme Spende helfen dir, deine Aufrichtigkeit zu bewahren.
4. Gleichbleibende Hingabe: Arbeite daran, dass deine Hingabe zu Gott unabhängig davon ist, ob andere dich beobachten oder nicht. Deine Verbindung zu Gott sollte tief und konstant sein.
Wie distanziere ich mich als Gläubiger von Augendienerei?
Der wichtigste Schritt zur Vermeidung von Augendienerei ist, aufrichtige Absichten zu haben. Hier sind einige praktische Ratschläge, um Augendienerei zu vermeiden:
• Selbstreflexion: Führe regelmäßig eine ehrliche Selbstprüfung durch. Frage dich, warum du bestimmte religiöse Handlungen durchführst. Wenn du merkst, dass es um die Meinung anderer geht, arbeite daran, deine Absichten zu ändern.
• Gebet um Aufrichtigkeit: Bitte Gott in deinen Gebeten um Aufrichtigkeit und Schutz vor Augendienerei. Aufrichtiges Beten kann dir helfen, deine innere Motivation zu reinigen.
• Bedenke die Vergänglichkeit des menschlichen Lobes: Das Lob der Menschen ist flüchtig und bedeutungslos im Vergleich zur ewigen Belohnung, die man durch ehrliche, fromme Taten bei Gott erlangen kann.
• Kleine, aber beständige Taten: Konzentriere dich auf kleine, aber beständige gute Taten, die du aus Liebe zu Gott tust, ohne dass sie von anderen bemerkt werden müssen.
Fazit
Augendienerei ist eine gefährliche Falle, in die viele Gläubige geraten können. Sie schadet der Beziehung zu Gott und lässt uns unser wahres spirituelles Ziel aus den Augen verlieren. In allen Religionen wird betont, dass wahre Frömmigkeit und Spiritualität aus Aufrichtigkeit und innerer Überzeugung entstehen müssen.
Um Augendienerei zu vermeiden, ist es entscheidend, regelmäßig unsere Absichten zu überprüfen, Demut zu praktizieren und unser Vertrauen in Gott zu stärken. Lass uns bestrebt sein, gute Taten zu vollbringen, nicht für die Augen der Menschen, sondern für das Wohlgefallen Gottes – denn letztlich ist es Seine Anerkennung, die zählt.
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